Demonstration | Samstag., 1. Oktober 2022, 15:00 Platz der Matrosen (Hauptbahnhof), Kiel
Am 16.09.2022 wurde die 22-jährige Kurdin Jîna Mahsa Amini Opfer eines staatlich organisierten Femizids im Iran. Jîna Amini wurde in der ostkurdischen Stadt Seqiz (Saqqez) geboren. In den sozialen Medien und in den meisten Berichten, die aktuell über die Situation im Iran erscheinen, wird sie jedoch als „Mahsa Amini” bezeichnet. Es ist Zeichen der anti-kurdischen Politik, die der Iran seit Jahrzehnten verfolgt. „Jîna“ ist Kurdisch und steht für Frau; der kurdische Name ist jedoch verboten, weswegen ihre Eltern damals gezwungen waren, ihr einen anderen offiziellen Namen zu geben. Deshalb hieß Jîna bei den Ämtern „Mahsa“, was aus dem altpersischen kommt und so viel wie „wie der Mond” oder „die Mondähnliche” bedeutet.
Jîna Amini wurde ermordet, weil sie ihren Hijab nicht nach den Vorstellungen der sogenannten „Sittenpolizei“ trug. Im Anschluss an ihre Festnahme wurde sie von den Fußsoldaten des iranischen Mullah-Regimes misshandelt, sodass sie ins Koma fiel und starb. In diesem barbarischen Akt spiegelt sich die misogyne und patriarchale Haltung des Regimes, das versucht jeden organisierten Widerstand im Keim zu ersticken. Als Antwort auf die Ermordung Jîna Mahsa Aminis kommt es weiterhin zu starken Widerstandsbekundungen, wobei die staatliche Gewalt immer brutaler zu Tage tritt. In den ersten Tagen nach der Ermordung Jîna Mahsas wurden über 50 Menschen umgebracht, die ihre Wut auf die Straße trugen.
Andauernder Kampf gegen die Frauenbewegung
Der Mord stellt einen weiteren traurigen Höhepunkt in einem kontinuierlichen Kampf gegen Kräfte der Frauenbewegung dar. Neben der jahrzehntelangen brutalen Unterdrückung durch das totalitäre und autoritäre Regime der Mullahs in Rojhilat (Ostkurdistan) sind auch progressive Kräfte und im speziellen die Frauenbewegungen im Rest Kurdistans Ziel unerträglichen Angriffen ausgesetzt. In den vergangenen Monaten kam es unter anderem in Rojava (Westkurdistan) immer wieder zu Drohnenangriffen durch die türkische Armee auf Mitglieder der Frauenverteidigungseinheiten (YPJ). Dabei wurden unter anderem Jiyan Tolhildan, Roj Khabur und Barin Botan, die ihr Leben dem politischen Kampf für die Freiheit Kurdistans, aber insbesondere auch der Frauenbefreiung gewidmet hatten, ermordet. In Bakur (Nordkurdistan) kommt es ebenfalls regelmäßig zu Femiziden. So wurde im Jahr 2021 die HDP-Abgeordnete Deniz Poyraz in der Parteizentrale von einem türkischen Faschisten ermordet. Zu einer Verfolgung und Verurteilung der Täter kommt es in vielen Fällen nicht. Sowohl die türkische, als auch die iranische Staatsführung sind gekennzeichnet von autoritärer Unterdrückung und patriarchaler Herrschaft. Die Kontrolle über Frauen ist dabei ein wesentlicher Machtpfeiler dieser Staaten.
Unter anderem deshalb steht die Freiheit der Frauen im Mittelpunkt der Forderungen, denen mit der Parole – „Jin, Jiyan, Azadî“: „Frauen, Leben, Freiheit“ – Ausdruck verliehen wird. Neben den Ermordeten gibt es viele Verletzte und Inhaftierte. Organisierte Frauen und alle, die ihren Protest kundtun, werden ins Visier genommen, verhaftet oder ermordet. Trotz dieser massiven Bedrohung tragen sie ihren Widerstand weiterhin mit Entschlossenheit und Mut auf die Straßen.
Zeigen wir den Frauen und allen widerständigen Kräften unsere Solidarität und schließen wir uns ihrem Kampf gegen patriarchale Herrschaft und autoritäre Unterdrückung an. Kommt zur Demonstration am 01.10.2022 um 15 Uhr am Platz der Matrosen.
„Die Freiheit einer Frau ist die Freiheit aller Frauen. Wir müssen Hand in Hand auf der ganzen Welt kämpfen, bis wir Patriarchat, Kapitalismus und Faschismus zerstören“ – Frauenverband Kongra Star zum Volksaufstand in Rojhilat und Iran.
Defend Kurdistan Kiel